Ausklang

Es hat nicht ganz so geklappt, wie vorgenommen. Aber wann klappt schon etwas, wie vorgenommen. Manche Monate brauchten eben zwei Stücke, manche Stücke zogen sich über Monate. Am Ende sind es 12 Stücke geworden. Für ein Jahr. Und ein Ausklang, der das Projekt loslässt. Der Wunsch bleibt für die Zukunft, öfter am Klavier zu sitzen.

Und an die, die hier mithören: Ich küsse deine Ohren ❤ und dein Herz


Gespielt und aufgenommen am: 10.02.2023

Winter 2022

Manche Dinge brauchen Zeit. Sehr oft saß ich nicht am Klavier in den letzten Monaten von 2022. Noch weniger habe ich die Aufnahmetaste gedrückt. Oktober bis Dezember 2022 sind versunken, oder ich in den Monaten. Nachdenken ohne zu denken. Spielen ohne zu spielen. So tun als ob. So tun als ob man etwas nicht könnte. Mittendrin aufhören und warten was kommt, weil man nicht mehr weiss, was kommen soll. Mittendrin dann ein bisschen wie Fieber, die Ahnung von Jazz. Kinskis "Fieber - Tagebuch eines Aussätzigen" fällt mir irgendwie ein. Weihnachten, ein dunkler Schatten, der weggetanzt werden will. Für ein Jahr, das bereits in den den ersten Momenten gelaufen war, ein Ende finden. Froh sein über einen Zahlenwechsel. 23. Es ist soweit…

Roh und unverblümt, ein recht ehrlicher Einblick. Es gibt viele Gründe, das eigentlich nie zu veröffentlichen. Ich habe lange überlegt. Es ist wie mit mir selbst. Es gibt einiges, dass mir nicht in den über 18 Minuten gefällt. Und es gibt Stellen, die ich sehr, sehr mag. Und viel dazwischen. Es passt zu der Zeit für die das steht. Und ich dachte mir schon beim Spielen, dass es kein Stück sein wird, dass ich zu veröffentlichen gedenken werde, und an dem Punkt veränderte sich was, und ja, das hört man auch. Und genau das fand ich aber beim Hören der Aufnahme das spannende. 18 Minuten mich ausspielen, hineinhören und ein Gefühl finden, in Ton, Klang und Melodien.


Gespielt und aufgenommen am: 10.02.2023

Übergänge

Es gibt nur wenige Tage im Jahr, in dem die Sonne beim Untergehen genau so steht, dass das Licht die Buchstaben an dem Haus 250m von mir entfernt so anscheint, dass die Licht Reflexion als warmes, oranges Licht bis auf das Klavier reflektiert werden, dann so ziemlich direkt waagrecht, in einem Winkel, den die Sonne nie hat, das ganze Jahr über nicht. Spätestens wenn das passiert, weiss ich, dass der Sommer vorbei geht und der Herbst sich bereits ankündigt. Das warme Licht ist der Vorbote, ein Vorgeschmack. Teil des Übergang. Einer von vielen Übergängen. Ein optisch sehr wunderbarer, warmer. Für wenige Minuten, obwohl die Sonne bereits hinterm Haus am Verschwinden ist, strahlen die Buchstaben das Sonnenlicht noch einmal ins Zimmer. Und schaffen eine Illusion, die so eigentlich nicht existieren würde. Ein wiederkehrender, wundervoller Zufall. Eine der schönsten Arten der Natur, mir ganz sanft mitzuteilen: du, der Sommer, der wird bald vorbei sein. Setze dich morgen noch einmal in die Sonne und genieße sie.

Den Sommer loslassen und dem Herbst Hallo sagen. Übergängen nachspüren. Noch einen kleinen Moment innehalten…


Gespielt und aufgenommen am: 15.10.2022

Sommer 2022

Es ist ein guter Sommer, wenn man mehrmals auf seinem Fahrrad aus der Stadt heraus fährt, am besten für mehrere Tage. Der flirrende Hitze entfliehen. Und wenn einer der schönsten türkisen Seen, in dem ich je geschwommen bin, einen in die Hände nimmt. Und auf der Rückfahrt in die Stadt erst merkt, wie sehr sich das Tempo verändert hat. Das ist schön so. Erinnerungen, die nach Sommer schmecken. Nach Sonne auf der Haut. Wärme. Fast die ganze Zeit Licht. Nach sehr langer Zeit einmal wieder in einem Wohnwagen schlafen. Mit dem Fahrrad durch den Wald.

Und jedes Jahr fällt mir immer wieder irgendwann die Aussage von Konstantin Wecker ein: "…die verbleibende Zeit nicht in Jahren, sondern in meinen heiss geliebten Sommern zu zählen. Also noch gut 30 Jahre leben, ist eins. Aber nur noch 30 Sommer: das ist entsetzlich überschaubar, abzählbar." Da war er wohl knapp über 40, als er auf der Uferlos in Salzburg Platte dem Sommer huldigte. Die Aussage fiel mir schon mit 16 Jahren beim Hören auf. Sie soll mir eine stetige Mahnung bleiben.

Der Sommer 2022 wird mir als einer der Sommer in Erinnerung bleiben, den ich nicht vergeudet habe. Trotz Corona Nachwehen. Ausreichend Wärme für den Winter und die dunkle Jahreszeit.


Gespielt und aufgenommen am: 15.10.2022

Jubiläum

Es ist nur eine Zahl. Dennoch konnte ich sie nicht ignorieren. Sie war da, sie kam auf einen zu. Sie ist nicht hackbar, sie fordert ihre Aufmerksamkeit. Als Teil des Spieles. Sie kann nicht ignoriert werden. Die Auseinandersetzung gehört dazu. Teil des Prozess. Ein Tag als Übergang. Ein Jahr als Übergang. So viel, das zusammen gekommen ist.

Für das äußere Setting hatte ich mich lange vorher festgelegt. Und das war gut so. Ein Finale im kleinen Kreis. Ein See im Nirgendwo.

Der innerer Prozess, der sorgte für einen sehr turbulenten Juli. Geprägt noch von dem Corona Tanz. Auf dem Weg in ein Leben danach. Nach den 40. Nach Corona. Nach so vielen Erinnerungen, die sich ineinander vermischen und das ausmachen, was ich bin. Kein neues Leben. Aber ein Leben im Übergang.

Wenn Jubiläum, dann feiern. Es wurden 19 Minuten, eine Art der Grenzlosigkeit, mit offenen Ende, keinem Ende. Als würde man noch tanzen, wenn die Musik schon aus ist, weil es im Kopf nie aufgehört hat.

Danke an die Menschen, die den Übergang mit mir verbracht haben. Es bedeutete mir sehr viel.


Gespielt und aufgenommen am: 31.07.2022